2020 Tesla Mosel S 2.0 erfindet sich neu

Das Model S erfindet sich neu. Wann kommt sie, die vieldiskutierte zweite Generation des Tesla-Flaggschiffs? Elon Musk hüllt sich (noch) in Schweigen. Elektroautomobil zeigt, wie sich Designer Emre Husmen die Zukunft des Luxus-Stromers vorstellt. Von Rudolf Huber. Fotos: Emre Husmen, Tesla.


Was immer Elon Musk tut oder twittert, weltweite Aufmerksamkeit ist ihm sicher. Und sogar wenn der Tesla- Chef ein Thema einmal ignoriert, wird es von Fans und Feinden der Marke intensiv diskutiert. So wie die Frage, wie es angesichts einer Vielzahl höchst komplexer Baustellen bei Tesla mit dem Model S weitergehen soll.

Denn auch wenn die Konkurrenzangebote auf Augenhöhe noch ein wenig auf sich warten lassen: Ganz objektiv gesehen, kommt der Oberklasse-Stromer allmählich in die Jahre. Wie also sieht die Zukunft aus? Designer Emre Husmen hat sich für Elektroautomobil Gedanken darüber gemacht, wie das Model S 2.0 aussehen könnte.

Wenn es bei den Kaliforniern rein mathematisch zugehen würde, dann wäre die Neuauflage spätestens 2020 fällig. Denn im Juni 2012 wurden die ersten Serienfahrzeuge an ausgewählte Kunden ausgeliefert. 2016 erfolgte ein Facelift, das außer einer neuen Front mit serienmäßigen LED-Scheinwerfern nur eher nicht so weltbewegende Nebensächlichkeiten wie einen neuen Reinstluft-Filter umfasste.

Logischerweise deutet deshalb vieles auf eine Rundum-Erneuerung im Jahr 2020 hin. Zugleich gibt es aber ein ganzes Bündel von Faktoren, die dagegen sprechen. So klemmt es bei der Produktion des Model 3, trotz der erstmals erreichten Bestmarke von 5.000 Stück pro Woche Anfang Juli, nach wie vor gewaltig, ist der Berg an Vorbestellungen noch riesengroß. Das kleine Crossover-SUV Model Y auf Model-3-Basis soll im März 2019 debütieren und gegen Ende des Jahres zumindest vom Band rollen. Der Produktionsstart des E-Truck Semi ist ebenso schon für nächstes Jahr avisiert. Und nicht zu vergessen: zum Ende des Jahrzehnts der neue Roadster, für den Kunden schon fleißig in Vorkasse gehen.

Viele Projekte also, viele unterschiedliche Baustellen. Wie belastbar ist das Team um Elon Musk, welche Kapazitäten bleiben angesichts dieser Fülle von Einzelprojekten noch für das nächste Model S? Wenn man in den letzten Jahren eine durchgängige Konstante bei Tesla erkennen konnte, dann diese: Diese Firma ist immer für eine Überraschung gut. Also auch für Generation zwei des Flaggschiffs. Das bringt schließlich nach wie vor das meiste Geld in die chronisch defizitären Kassen. Und auch wenn das Model S nach wie vor die Medaille der weltweit führenden Premium- Limousine für sich in Anspruch nehmen kann, muss in absehbarer Zeit etwas Grundlegendes passieren, um die Attraktivität hochzuhalten.

Designer Husmen jedenfalls hat ganz konkrete Vorstellungen und Vorschläge, wohin die Reise gehen könnte. Er ließ sich dabei erstaunlich wenig von der Designsprache des Roadster Concept inspirieren, zeichnete eine sehr sportliche Coupé-Limousine, die in Sachen Optik auch im Wettbewerb mit Premium- Gefährten wie dem Audi A7 oder dem Porsche Panamera bestehen könnte. Wobei der Fastback-Zuschnitt und eine Fülle von Hilfsmitteln, wie der weit heruntergezogene Frontspoiler und der ausgeprägte Heckdiffusor, zusammen mit den Seitenschweller-Elementen für einen wie bisher sehr niedrigen cw-Wert sorgen sollen. Die Zeiten der puren Eleganz und der schwellenden Formen sind für Husmen Geschichte. Er setzt auf eine Optik im Stil modern interpretierter US-Musclecars, deutlich maskulin und mit einer ordentlichen Portion Testosteron. Zugleich soll der schnörkellose Look eine lange Laufzeit von mindestens zehn Jahren ermöglichen. Auch wenn das Model S aus Husmens Design- Studio deutlich knackiger und sportlicher ausgelegt ist als das bisherige: An Platz und Komfort soll es nach wie vor nicht mangeln. Der Zeichner sieht eine klassische 2+3-Bestuh- lung mit fünf Einzelsitzen und wie bisher zwei optionale Plätze für Kinder im Heckkofferraum vor.

Und: Es bleibt beim riesigen, zentral angeordneten Touchscreen, jetzt mit eleganter Wölbung, weil jegliche Verkleinerung mittlerweile die potenziellen Kunden enttäuschen würde. Ein Head-up-Display, das zahllose Tesla-Eigner in den einschlägigen Blogs für Generation zwei fordern, hat der Designer ebenso vorgesehen.

Und einen kleinen Wunderknopf im Lenkrad, der als Fingerabdruck- Scanner fungieren soll und über den der Tesla nicht nur an und ausgeschaltet, sondern auch rundum personalisiert werden kann. Einmal den Finger aufgelegt, schon wird das persönliche, in der Cloud hinterlegte Setting abgerufen, also etwa die bevorzugte Sitz- und Fahrwerkseinstellung, die Lieblings-Playlist und die Wunsch-Klimatisierung. Und das bei jedem Model S weltweit. Schließlich, so meint Emre Husmen, werde das Carsharing ständig bedeutsamer. Man müsse ja nicht unbedingt einen Tesla besitzen – doch dieser Knopf würde ein bisschen das Gefühl vermitteln, bei jedem gemieteten oder geteilten Exemplar in den eigenen Wagen einzusteigen. Ein OLED-Display „für schnelle Information und Kontrolle“ hat der Zeichner (emrehusmen.com) ebenfalls noch im Multifunktionslenkrad untergebracht. Bei der Hard- und Software-Ausstattung des Flaggschiff-Nachfolgers setzt er auf vollautonomes Fahren auf Level fünf. Die Beleuchtungsanlage ist und bleibt typisch Tesla: Mit sehr fokussiert wirkenden, C-förmigen Laser-Frontleuchten und Chrom-Elementen, die die ebenfalls C-förmigen LED-Rückleuchten verbinden.

Wie schon erwähnt: Die langjährigen Tesla-Kunden haben natürlich auch ihre ganz konkreten Vorstellungen, wie ihr nächstes Model S ausschauen soll. Wobei: Das Design, das Gesicht der Generation 2, spielt in den Blogs der Teslaristi nur eine eher untergeordnete Rolle. Und die Leistung auch. Offenbar verlassen sie sich darauf, dass diese Themen wie bisher auch in Zukunft von den Designern und den Technikern zufriedenstellend bearbeitet und auf den aktuellsten Stand gebracht werden.

Aber was treibt die Eigner und Fans dann um, was wünschen sie sich für die Zukunft? Das auch von Emre Husmen als zwingend angesehene Head-up-Display etwa spielt in den Zukunftsforderungen eine große Rolle. „Das gibt es längst in der Mittelklasse“, ist da zu hören. Eigentlich hätte man es schon im Model 3 vermutet, jetzt ist es ein „Must“ für Musks neues Model S. Ein weiteres wichtiges Thema: mehr Sicherheit und Komfort. Um sich langfristig im kleinen und feinen Feld der Premium-Limousinen etablieren zu können, fehlen nämlich nach Ansicht vieler Tesla-Nutzer und -Fans so entscheidende Features wie diverse Assistenzsysteme zur Kollisionsvermeidung und Zutaten wie das Pre-Safe-System von Mercedes, das etwa die Gurte im Falle eines drohenden Unfalls automatisch strafft und Fenster und Schiebedach automatisch schließt.

Die Vernetzungsmöglichkeit mit Apple CarPlay und Android Auto sieht ein anderer Zukunftswünscher als erstrebenswert an. Eine dynamische Federung wäre auch „nice to have“. Und wenn man schon mal im Wünsch-Modus ist: Wie wäre es denn bitteschön mit beheizten Armlehnen? Oder mit einem 360-Grad-Rundumblick – auch so etwas bieten ja längst Modelle aus der unteren Mittelklasse.

Armlehnen hinten fänden in der Model- S-Community ebenfalls großen Zuspruch, im besten Fall natürlich zusammen mit einem Skisack. Und weil Ausflüge zum Skifahren ja meist im Winter stattfinden, hat ein Tesla-Interessierter gleich noch eine ganz spezielle Anregung: Neben dem Toter-Winkel-Warner in den Seitenspiegeln hätte er gerne auch noch eine Heizung an deren drehbaren Gelenken. Offenbar hat er einschlägige Erfahrungen mit angeklappten und dann über Nacht festgefrorenen Außenspiegeln gemacht. Dazu passt dann auch noch der Wunsch nach einer beheizbaren Ladestecker-Klappe – der Mann findet es nach eigenen Worten total nervig, mit geöffneter, weil während des Ladens festgefrorener, Klappe durch die Gegend zu fahren.

Was wird Realität, was landet unbeachtet im Mülleimer der Entwickler? Die nächste Model-S-Generation wird es zeigen – wann auch immer der Chef-Charismatiker Musk seine weltweite Fan-Gemeinde damit beglücken wird.

Es bleibt beim riesigen, zentral angeordneten Touchscreen, jetzt mit eleganter Wölbung.

Die seitlichen Lichtspangen sehen aus wie die Hörner eines Stieres. Um den Fahrwiderstand zu verringern, wird aufgestaute Luft an der Front durch einen Schlitz wieder nach außen geleitet. Aus der Vogelperspektive hat sich das Design im Vergleich zu seinem Vorgänger kaum verändert.

Kein geschlossener Grill: Die charakteristische Front in Form der Tesla-Standarte wurde beibehalten.

Viele Stunden Arbeit: von den ersten Skizzen zum neuen Model S.


Modellentwicklung Tesla Model S (1ST GEN)

Juni 08

Tesla Model S Am 30 Juni wird das Model S angekündigt. Die Preise sollen bei 50.000 Dollar beginnen.

August 08

Franz von Holzhausen wird Chefdesigner Der Deutsche ist federführend beim Design des Model S.

März 09

Am 26. März wird der Prototyp des Model S vorgestellt.

Juni 12

Start der Auslieferung Am 22. Juni 2012 konnten die ersten zehn Kunden ihre vorbestellten Model S in Fremont abholen.

August 13

Die erste europäische Auslieferung fand im August 2013 in Oslo statt.

Oktober 14

Tesla stellt den Autopilot und das zweimotorige Allradmodell “Dual Motor Model S” vor.

Dezember 14

Das erste Performance Modell (P85D) wird ausgeliefert.

Dezember 15

Das 100.000 Tesla Model S wurde verkauft.

April 16

Das erste Facelift des Model S mit neuer Front wird vorgestellt. Im Juni werden die ersten Fahrzeuge in Deutschland ausgeliefert.

August 16

Das Model S mit der bisher größten Batterie mit 100 kWh wird vorgestellt.

Dezember 17

Tesla berichtet, dass 210.000 Model S verkauft wurden.

Juni 2018

236.000 Model S verkauft

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