Mit dem Tiguan baut VW einen der ausgewogensten Kompakt-SUV auf dem Markt. Seit letztem Jahr hat er einen KONKURRENTEN mehr – in Form des Opel Grandland X. Wie schlägt sich der Rüsselsheimer im Vergleich der beiden Basisbenziner?
Chancen nutzen
Grandland gegen Tiguan
Derzeit dürften selbst Menschen, die niemals einen Opel fahren würden, mit einer gewissen Sorge auf die Marke blicken. Mal ist von Kurzarbeit zu hören, dann von Spekulationen über den Teilverkauf des Entwicklungszentrums in Rüsselsheim; zudem verlassen immer mehr wichtige Opelaner den Konzern. Dabei sind die Autos besser denn je; der neue Insignia beispielsweise hat sich in Tests gut geschlagen, der kleine Mokka ist unverändert beliebt, und in puncto Emissionen sind schon viele Modelle sehr gut gerüstet (siehe S. 14).
Ebenfalls ein passendes Beispiel, das wird dieser Test zeigen, ist der Grandland X, mit dem die Marke in den Kern des SUV- Segments rund um den VW Tiguan vorstößt. Dass der 4,48 Meter lange SUV mit seinem Plattformb ruder, dem Peugeot 3008, im französischen Sochaux vom Band läuft, ist auf den ersten Blick nicht auszumachen.
Auch innerlich kommt der gut verarbeitete Testwagen, ein Grandland X Innovation mit 1,2 Liter großem Turbobenziner, klar erkennbar als Opel daher. Infotainment, Navigation, Klimaautomatik, Tasten, schmuckvolle Blenden – lauter bekannte, unverspielte Elemente. Gut so, denn die Bedienung fällt leicht, man fühlt sich schnell zu Hause. Im Vergleich zum wie gewohnt übersichtlichen und verständlich gestalteten Cockpit des Tiguan 1.4 TSI Comfortline fehlt es dem Grandland X nur an größeren Ablagen in Mittelkonsole, Türen und Dach.
Gute Bekannte im Opel sind übrigens auch die optionalen straff gepolsterten Ergonomiesitze mit AGR-Gütesiegel (685 Euro). Sie lassen sich umfangreich verstellen, bieten viel Beinauflage und erhöhen den Reisekomfort deutlich.
KONSERVATIVER geformt, bietet der Tiguan das bessere Platzangebot. Der Opel ist dafür 100 Kilogramm leichter
Der Tiguan packt mehr Gepäck ein
Stichwort Reise: Das Ladev olumen des Opel fällt mit 514 bis 1652 Litern durchaus standesgemäß aus. Der Tiguan, der übrigens 90 Kilo mehr zuladen darf, bietet mit 615 bis 1655 Litern dennoch mehr Volumen. Ein variabl er Ladeboden kostet beim VW Aufpreis; für den Opel ist dafür eine längsverstellbare Rückbank nicht zu haben.
Hier gibt sich der Tiguan, der dank großer Fensterflächen übersichtlicher ist, praktischer. Seine Rückbank lässt sich längs um 18 Zentimeter verschieben, zudem ist die Lehnenneigung verstellbar. Je nach Position ermöglicht der Tiguan seinen Fondpassagieren also richtig viel Beinfreiheit. Wobei sich auch im Opel keiner der Insassen über mäßige Platzverhältnisse beschweren dürfte. Rundherum geht es luftig zu, selbst im Fond kommt an den Köpfen trotz der sich früh senkenden Dachlinie kein Gefühl von Enge auf.
1) ZERKLÜFTET Im Laderaum gilt es, sich mit den Radhäusern zu arrangieren. Die Lehne mit großer Durchlade ist Serie. 2) GLATTFLÄCHIGER Das Ladevolumen fällt kleiner aus, ebenso die Durchlade. Dafür sind die Radhäuser besser kaschiert
Mehr Dampf entwickelt der Opel
Bleibt also festzuhalten: Der Tiguan ist spürbar geräumiger – ansonsten sind sich die beiden SUV ziemlich ebenbürtig. Und wie fährt der Opel? Erstaunlich flott. 130 PS aus 1,2 Litern Hubraum – das klingt nicht gerade üppig. Doch da der Grandland X mit 1419 Kilo recht leicht geraten ist, geht es zackig los. Von null auf 100 km/h zieht der Fronttriebler in 9,8 Sekunden.
Dazu stört der Dreizylinder nicht mit übermäßig vielen Vibrationen und tönt erst bei hoher Last vernehmlicher. Selbst bei schneller Autobahnfahrt wirkt der Direkteinspritzer, der seine Abgase mittels Ottopartikelfilter reinigt, nicht überfordert. Ohne Filter und müder im Antritt, ist der Vierzylinder im Tiguan da eher eine Enttäuschung.
Er mag zwar etwas laufruhiger sein, doch sowohl in der Beschleunigung (11,0 Sekunden auf 100 km/h) als auch im Durchzug aus höheren Gängen kann er dem 100 Kilo leichteren Opel nicht folgen. Und als wäre das noch nicht genug, fordert der TSI mit einem Verbrauch von 8,2 Litern auch mehr Sprit ein als der tatkräftige 1.2 DI Turbo. Am gebotenen Fahrkom fort gibt es hingegen wenig zu mäkeln. Mittels adaptiver Dämpfer (1045 Euro) rollt der Testwagen im Comfort- Modus beflissen ab und verkneift sich jegliches Rumpeln.
Mit einem sanf ten Schaukeln sollte man sich aber arrangieren. Auf Sport eingestellt gibt er sich dagegen straffer und lässt sich trotz hoher Karosse flott durch Kurven zirkeln. Der Dank gebührt freilich einer Lenkung, die viel Rückmeldung liefert und präz ise a rbeitet. Aber keine Sorge – auch der Grandland X ist kein Langweiler und geht Kurven ähnlich b eschwingt an. Doch lei der poltert er über kräftig e Unebenheiten allzu ruppig und zeigt insgesamt mehr Karosseriebewegungen als der komfortable VW.
1) GELUNGEN Mehr Innenhöhe und große Fenster verhelfen zu einem luftigen Raumgefühl. Gut: das Plus an Beinauflage. 2) PASSEND Im Fond geht es minimal enger und etwas dunkler zu. Auch gegen Aufpreis keine verschiebbare Rückbank.
Der VW ist letztlich deutlich teurer
Für viele wichtiger: der Preis. Und hier steht der Opel gut da: 29 250 Euro gilt es für die üppig ausgestattete Innovation- Variante zu überweisen. Schon bezahlt sind damit Nettigkeiten wie die elektrisch öffnende Heckklappe, Frontscheiben- und Sitzheizung, schlüsselloser Zugang und einiges mehr. Für den Tiguan werden zwar nur 29 000 Euro fällig – doch sind all die erwähnten Extras damit noch nicht an Bord.
Keine Unterschiede ergeben sich bei den üblichen Assistenzsyst em en. Was der VW dem Opel hier voraus hat, sind nur Features wie das Head- up-Display oder ein virtue ll es Cockpit. Am Ende verhilft dem Tiguan also wieder sein ausg ewog ener Auftritt zum diesmal knappen Testsieg.
FAZIT
Nicht so variabel und geräumig, dafür sauberer, sparsamer und günstiger, kommt der Grandland X dem Tiguan gefährlich nahe. Wer den Platz nicht braucht, hat mit dem Opel eine echte Alternative.