Klar, der Kia Stonic wirkt moderner, trendiger und kraftvoller als der Rio, ist aber deutlich teurer. Hat der kleine Crossover neben dem GEWISSEN ETWAS auch noch praktische Vorzüge zu bieten?
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Zentimeter mehr reckt sich der Stonic gen Himmel, doch der Fahrer sitzt nur 3 cm höher
Schon der große Oscar Wilde riet vor über 100 Jahren: „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.“ Also beherzigen wir mal die Kritik der reinen Vernunft und stellen uns vor, wie reizvoll und schön es wäre, statt des geplanten Kleinwagens diesmal etwas Trendiges zu kaufen.
Schließlich steht neben dem konventionellen Rio beim Kia-Händler auch ein kleiner SUV, der größer und teurer, aber schicker und attraktiver ist: stämmiger Auftritt, größere Räder und Bodenfreiheit, robuste Schweller- und Radhausanbauten. Dazu kesse Zweifarblackierungen mit Dächern und Inter ieurleisten in Hellgrün oder Orange als Extra – dagegen wirkt so ein weiß er Rio ziemlich blass.
850 Euro kostet die zweifarbige Metallic- Lackierung mit Dekorleisten in Dachfarbe. 352 Liter Gepäck passen in den Laderaum, mit umgeklappten Fondlehnen sind es 1155 Liter. ZWEI Zentimeter mehr Kopffreiheit im Stonic
Stonic kaum größer
Doch für einen vergleichbar ausgestatteten und motorisierten Stonic verlangt Kia 2400 Euro mehr, obwohl beide die gleiche Technik nutzen. Zudem schafft das Plus an Länge, Breite und Höhe bei i dentischem Radstand keine spürbar besseren Platzverhältnisse für I nsassen und Gepäck. Mit 1155 Litern hat der kleine SUV zwar 175 L iter mehr Max imalv ol umen, aber ansonsten sind die messbaren Unterschiede gering.
Nach Vorklappen der Rücksitzlehnen ergibt sich jeweils ein fast ebener Stauraum hinter der tiefen inneren Ladekante, die beim Stonic noch sechs Zentimeter höher liegt (760 statt 700 mm). Mehr Variabilität oder ein luftigeres Raumgefühl kann er hingegen nicht bieten, dafür allerdings einen besseren Überblick sowie einen bequemeren Ein- und Ausstieg dank der drei Zentimeter höheren Sitzposition.
Abg esehen davon entspricht das Interieur in Stil, Materialien und Qual ität weitgehend dem des Rio, auch die bis in die Tiefen des Infotainments eingängige Bedienung ist praktisch identisch. Beim Thema Sicherheit und Konnek tivität sind beide auf dem aktuellen Stand ihrer Klasse, und was in der proper ausstaffierten Variante Spirit noch fehlen mag, kann meist als Extra geordert werden. Selbst in Bewegung er- geben sich keine gravierenden Unterschiede, hier wie dort prägt eine erfrischende Leichtigkeit das Fahren.
Alles läuft geschmeidig, flink und lammfromm bis in den Grenzbereich, wobei die Lenkung den letzten Tick an Präzision und Rückmeldung vermissen lässt. Einziger Tribut an den höheren Schwerpunkt ist die nochmals straffere Fahrwerkabstimmung des Stonic, der schon bei Stadttempo unwillig federt und auf Querfugen oder löchrigem Asphalt immer etwas hoppelig wirkt.
690 Euro verlangt Kia für das Navigationssystem, im Stonic kostet es 790 Euro. 70 Zentimeter über der Straße liegt die Ladekante, dahinter bleibt eine Stufe zum Boden. EIN Zentimeter mehr Beinfreiheit im Rio
Rio komfortabler
Das kann der Rio eine Spur besser, und natürlich bedeuten das niedrigere Gewicht sowie die kleinere Stirnfläche leichte Vorteile bei Temperament und Benzinverbrauch. Doch in der Praxis fühlen sich beide mit dem 120 PS starken, drehfreudigen Dreizylinder-Turbobenziner agil und spritzig, wenngleich ziemlich lautstark motorisiert an. Bei nüchterner Betrachtung hat der Stonic für seinen Mehrpreis wenig Mehrwert zu bieten, aber das Leben ist ja meist schon nüchtern genug. Deshalb lassen wir im Zweifelsfall einfach unser Herz oder den großen Enzo Ferrari sprechen: „Ein Mann ist alt, wenn er morgens ohne Wunsch aufwacht.“
FAZIT
Abgesehen vom größeren Kofferraum und von der höheren Sitzposition hat der teurere Stonic dem Rio wenig Habhaftes voraus. Doch nach dem Kauf lässt sich der schicke SUV ähnlich agil und günstig fahren wie der Kleinwagen.