Mercedes G, schön und gut, aber auch ein paar Preisklassen darunter kann man hoch kompetent Wald-, Feld- und Flurschäden anrichten.
Der Steigleiter
2019 Jeep Wrangler
Von den beiden uns bekannten verbliebenen Geländeautos dieser Welt, Mercedes G und Jeep Wrangler, besitzt der Wrangler die höhere Universalität. Denn wenn auch der G praktisch ausschließlich auf gepflegten Pisten und eleganten Boulevards unterwegs ist – so richtig glaubwürdig ist er dort nicht. Der Wrangler hingegen macht auch auf der Collins Ave. von Miami Beach beste Figur, nicht zuletzt, wenn Spring Break ist und die richtigen Leute drinsitzen. Wo er noch gute Figur macht, und sicher keine schlechtere als der Mercedes, ist im bösen Gelände.
Im September erscheint der Wrangler in neuer Generation, und an dieser seiner Bestimmung hat sich für den legitimen Nachfahren des Willys-Jeep nichts geändert. Noch immer Leiterrahmen, noch immer schwere Robustheit und vor allem die technologische Rüstung: Die beiden Allradsysteme Command-Trac (Sport, Sahara) und Rock-Trac (Rubicon) verfügen über ein zweistufiges Verteilergetriebe für die situationsideale Zuweisung von Drehmoment an die Vorder- und Hinterräder. Beide Varianten können Heckantrieb, zwei Sorten Allrad- antrieb für die Straße und einen mit Geländeuntersetzung.
Der Rubicon ist die eigentliche Geländevariante (ohne dass die beiden anderen nicht gut darin wären). Seine Heavy-Duty Dana 44 Achsen und die Sperrdifferenziale Tru-Loc (wer lässt sich all die schönen Namen einfallen?), dazu ein entkoppelbarer Querstabilisator an der Vorderachse für längere Federwege, obendrein eine Kriech-Gesamtübersetzung von 3,73 : 1 (für den von uns gefahrenen Diesel) – da muss man nur noch wissen, wie man all das aktiviert. Es reicht, wenn man den Hebel links vom Automatikwählhebel kräftig nach rechts hinten zieht, dort ist die Position 4L.
Das ist der Unbesiegbarkeitsmodus: In diesem stapfen wir einen Nebenberg des Papstriegels hinter Seckau hinauf. Alles haben die Jeepleute dort in die tiefen Wege gestanzt, Furchen, Rillen, kleine Abhänge, große Steine dazugelegt, dazwischen kleine Teiche, und alles schluckt der Wrangler mit stoischer Unverzagtheit. Schon klar: Da gab’s vorher Checks, Rechecks und Doublechecks, damit auch der Allerungeschickteste nicht hängenbleibt, aber alleine die Steigung ist atemberaubend, und die Verschränkung, die der Wrangler zusammenbringt, wir sehen das am Auto vor uns, erinnert an die mongolischen Schlangenmädchen. Eins wird bald klar: Der Mann im Auto wird mehr mitgenommen als das Auto selbst.
Neue Buntheit. Da hat sich aber mächtig was getan, und das farbige Armaturenbrett mag mit dem Fiat-Einfluss zu tun haben. Verspielt ist es, aber dennoch klar erkennbar robust und für den Einsatz gemacht.
Und auf der Straße? Da hört man, dass der Wrangler jetzt nur noch Vierzylindermotoren hat. Bei 100 ist er schon etwas schwammig. Ein Geländewagen eben. Man sitzt aber erstklassig, und auch längere Strecken lassen sich entspannt durchhalten.
Ansonsten spielt jetzt auch der Wrangler die ganze Klaviatur der Konnektivitäten: Farb-Touchscreen, Sprachsteuerung, Apple Carplay und Android Auto, Google Maps, Verkehrsinfos, Reuters-Nachrichtendienst und was sonst noch alles erfunden wurde, um den Frust zu unterdrücken, der aufkommen mag, wenn kein Gelände zur Hand ist. Oder keine Strandpromenade.
Der Lange. Als Viertürer Unlimited genannt. Etwas kompliziert sind die Dachmöglichkeiten. Es gibt ein elektrisch bedienbares Faltdach, ein „Sunrider-Softtop“ und ein Hardtop aus drei abnehmbaren Teilen. Viel Auswahl also.
SHORTCUT
Was wir mögen Uns durch die Wildnis fräsen.
Was uns fehlt Die Wildnis.
Was uns überrascht Das wir da hinaufgekommen sind. Und dort auch.
Perfekt, wenn … man tut, was ein Mann tun muss. Oder eine Frau. Oder wer auch immer.
Die Konkurrenz In dieser Preisklasse niemand. Sonst der Mercedes G. Billiger sind gute Wanderschuhe.
DATEN Jeep Wrangler
2 Karosserieformen, 2 Motoren 2-Türer Länge/Breite/Höhe 4334/1894/1839 mm, Radstand 2459 mm, Wendekreis 10,36 m, Kofferraum 203/598 l. 4-Türer Länge/Breite/Höhe 4882/1894/1891 mm, Radstand 3008 mm, Wendekreis 12,28 m, Kofferraum 548/1059 l.
2,2 Mulitjet II Turbodiesel 4WD 2143 ccm, 147 kW (200 PS), 450 Nm, 0–100 km/h in 8,6 sec, Spitze 180 km/h, CO2 195 g/km, Normverbrauch 9,0/6,5/7,4 l/100 km (Werte für Sahara 2-Türer).
2,0 Turbo 200 kW (270 PS), 400 Nm. Erhältlich im vierten Quartal.
Ausstattung Drei Versionen: Sport, Sahara, Rubicon.