Unauffällige Kompakte gibt es überall, nur nicht in Frankreich. Unsere Nachbarn bieten mit dem neuen Citroën C4 Cactus und dem Renault Mégane INDIVIDUELLE ALTERNATIVEN zur etablierten Konkurrenz, die sich nicht nur mit ihrem auffälligen Design abheben.
Französisch für Fortgeschrittene
C4 Cactus PureTech 130 gegen Mégane TCe 130
Sie suchen nach einer Alternative zum üblichen Kompaktklasse- Einerlei? Herzlich willkommen im ersten Vergleichstest des neuen Citroën C4 Cactus ge- gen seinen Landsmann Ren ault Mégane mit je rund 130 PS starken Benzinern. Wobei wir gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass die Franzosen besonders für preisbewusste Käufer eine reizvolle Opt ion sind. Beispiel Mégane: Der Renault bringt als Intens neben Klimaautomatik auch einen Sieben-Zoll- Touchscreen samt Digitalradio DAB sowie Smartphone-Anbindung mit, sodass man sich die 790 Euro für das größere R-Link-2-System samt Navi-Software sparen kann.
Sinnvolle Extras beim Testwagen: Safe-Paket samt adaptivem Tempomat und Notbremsas sistent (790 Euro) sowie der 360-Grad-Parkassistent für 890 Euro. Für 2600 E uro extra gäbe es nicht nur ein Doppelkupplungsgetriebe, sondern auch den neueren 1,3-Liter-Motor mit 140 PS, der auch in der Mercedes A-Klasse zum Einsatz kommt. Während sich der Mégane durchaus noch weiter aufrüsten ließe, tritt der C4 Cactus mit dem stärksten Benziner in der Topausstattung Shine zum Test an und kommt mit 22 490 Euro sogar noch 400 Euro günstiger als der Ren ault.
Dabei bietet er bereits serienmäßig ein Navigationssystem mit Sieben- Zoll-Monitor und schnürt die Extras in nahezu identische Pakete, die meist sogar noch ein paar Hundert Euro preiswerter sind als bei Renault. Wer im Cactus eine Automatik ordert, muss sich zwar mit weniger Leistung (110 PS) begnügen, würde aber nur 450 Euro Aufpreis zahlen. Bei den Assistenzsystemen hat Citroën gegenüber dem Vorgänger aufgerüstet. Was in der Preisliste allerdings gänzlich fehlt, sind LED-Scheinwerfer sowie ein Abstandstempomat.
WANDELBAR Die einst so markanten Airbumps des C4 wurden mit dem Facelift zu unlackierten Prallflächen degradiert
Der C4 Cactus treibt es bunter als der Mégane
Im Gegenzug lässt sich einiges Geld in bunte oder luxuriöse Accessoires stecken. Obwohl der Cact us mit dem Facelift seine charakteristischen Airbumps eingebüßt hat, kann man ihn durchaus farbenfroher als den silber-schwarzen Testwagen konfigurieren. Und mit dem Hype-R edInterieur (990 Euro) hält sogar ein Hauch von Noblesse Einzug. Das lenkt zumindest etwas von den knappe ren Platzverhältnissen ab.
Vorn wie hinten bettet der C4 seine Passagiere zwar auf äußerst weich gepolsterte Komfortsitze, doch das Raum gefühl fällt weg en der nur 1,71 Meter breiten Karosserie und des 2,60 Meter kurzen Radstands eher knapp aus. Dazu schränkt das Pan or amadach (490 E uro) die Kopffreiheit im Fond stark ein. Großzügiger sind da die zahlreichen, teils gummierten Ablagen. Große Gepäckstücke müssen jedoch über eine hohe Kante in den tiefen Kofferraum gewuchtet werden. Mit 358 bis maximal 1170 Liter schluckt er etwas weniger als der des Mégane.
1) 60 : 40 erweitert sich der etwas kleinere Laderaum. Aber schwer darf Gepäck ohnehin nicht sein. Zuladung: nur knapp 400 kg 2)40 : 60 klappt die Rücksitzlehne im Mégane. Die Stufe im Ladeboden und Kofferraumkante sind etwas niedriger als im Cactus
Innen großzügiger, aber kaum variabler
Auch im Renault kann die Rücksitzlehne nur im Verhältnis 40 : 60 vorgeklappt werden, wobei ebenfalls eine Stufe e ntsteht. Dafür darf er mehr als eine halbe Tonne zuladen – der C4 nur knapp 400 kg. Zum besseren Raumangebot gesellen sich sportlich- komfortable Leder-Velours-Sitze. Mit Ausnahme des verschachtelten Multimedia-Menüs fällt die Bedienung dank separater Klimaregler sowie übersichtlicher Lenkradtasten leichter als im C4.
Die ebenfalls digitalen Instrumente informieren den Fahrer nicht nur umfassender, sie lassen sich auch i ndividualisieren. Vielfältige Verstellmöglichkeiten bietet der Mégane auch während der Fahrt: Neben Gaspedalansprache und Motorsound lässt sich die Lenkung anpassen. Unabhängig vom Fahrmodus ist der Mégane das lebhaftere Auto.
AUFGESESSEN Auf äußerst weich gepolsterten Komfortsitzen stößt der Kopf leicht am getönten Panoramadach (490 Euro) an. EINGESPANNT Mit bestens ausgeformten Leder-Velours- Sitzen bietet der Renault-Fond nicht nur gefühlt mehr Platz
Renault: dynamisch und komfortabel
Mit seiner direkten Lenkung und geringeren Karosseriebewegungen bei schnellen Richtungswechseln bereitet er auf Landstraßen mehr Freude, ohne dass der Federungskomfort auf der Strecke bliebe. Grobe Straßenunebenheit en schluckt er souveräner als der C4, während sich der Vierzylinder des 1,3-Tonners kurz vor der WLTP-Rente etwas müde präsentiert. Zudem verbraucht er im Testmittel mit 7,7 l/100 km 0,8 Liter mehr als der Motor des Citroën. Dess en quirliger Drei- zylinder-Turb o wirkt mit seinen 230 Nm Drehmoment leichtfüßiger.
Er be schleunigt den über 100 kg leichteren Cactus in 9,9 Sekunden und damit eine halbe Sekunde schneller von null auf 100 km/h. Umgekehrt steht der Citroën aus Tempo 100 bereits nach 36,2 Metern – mehr als zwei Meter früher als der Renault. Wird der C4 jedoch flott bewegt, scharrt er gern mit den Vorderrädern. In schnell angegangenen Kurven neigt sich die Karosserie spürbar, bevor das ESP Ausbruchsversuche grob zusammenregelt.
Auch das serienmäßige Komfortfahrwerk kann nicht gänzlich überzeugen. Denn während der Cactus über lange Bodenwellen sanft hinweggleitet, wirkt er auf kurzen Unebenheiten stößig, was bis in die d irekt übersetzte Lenkung zu spüren ist. So entscheidet der ausgereifte Mégane das Testduell letztlich für sich. Das französische re Auto von beiden ist jed och der Cactus.
FAZIT
So originell der Cactus mit seinem sparsamen Dreizylinder auch sein mag, es mangelt ihm an Platz und Agilität. Preislich ist er ähnlich attraktiv wie der ausgewogenere und dynamischere Mégane
