In wenigen Tagen kommt der BMW X4 in zweiter Generation auf den Markt. Größer, stärker und dynamischer unterstreicht er den Anspruch der Bayern, wieder Nummer eins im Premiumsegment zu werden.
DER X-BELIEBTE
2019 BMW X4
Wir fahren durch BMWLand. Nicht Bayern rund um München und Dingolfing, sondern South und North Carolina rund um Spartanburg. Im hiesigen BMW-Werk arbeiten 11.000 Menschen und produzieren die Modelle X3, X4, X5 und X6 für die USA und auch für den Export. Die Marke reklamiert einen Teil des Wohlstandes in der Region für sich, und so fühlen wir uns schon fast mitverantwortlich für die gepflegten Straßen, die manikürten Blumenrabatten an den Autobahnauffahrten und die schmucken Holzhäuser, als wir mit dem neuen X4 die ersten Testfahren absolvieren. Es ist ein M40d, der stärkste Diesel der Baureihe, 326 PS Leistung und 680 Nm maximales Drehmoment, wobei auch der Einstiegsdiesel mit 190 PS schon kein Rasenmäher ist.
Maximales Selbstbewusstsein findet ihren Ausdruck in stolzer Motorisierung. Der X4 ist ein wichtiges Modell. Technisch der Ableger vom X3 (wie der X2 vom X1 und der X6 vom X5), spielt er die Rolle des Hedonisten mit 170 Liter weniger Kofferraum, dafür aber mit schickem Coupéschnitt und daraus abgeleiteter Profilierungsmöglichkeit für den Fahrer.
Coupé? Länger, breiter, flacher als bisher. Will man eine Ableitung erkennen, dann am ehesten von einem hypothetischen Kombi, dem man was vom Heck weggenommen und dafür etwas mehr Bodenfreiheit gegeben hat
Über 200.000 Stück wurden von der ersten Generation verkauft, die nebenbei auch noch die zweifelhafte Ehre hatte, die Beschleunigung der Zeitläufte zu illustrieren, denn sie war nur vier Jahre am Markt. So ist denn im neuen Modell durchaus das alte noch zu erkennen, aber detailweise nicht in dem Maße, in dem das vielleicht zu erwarten gewesen wäre: um acht Zentimeter in die Länge und 3,7 Zentimeter in die Breite gewachsen, gleichzeitig um drei Millimeter in die Tiefe geschrumpft, gibt es sich insgesamt dynamischer und breitbeiniger im Auftritt.
Vor allem das Heck ist eine Überraschung. So was hat man von BMW noch nicht gesehen, routinemäßig suchen wir stilistische Vorbilder und finden sie am ehesten noch bei Alfa Romeo. So könnte ein ita lienisches Auto von hinten aussehen, man muss das den Bayern hoch anrechnen. Im Innenraum wurde das klassische, mittlerweile fast ikonisch gewordene Armaturenlayout einer modernisierenden Variation unterzogen, zentrales Ereignis ist die Verbannung des großen Bildschirms hinauf in die freistehende Position (wie das jetzt alle machen).
SPIELEN UND HEIZEN. Dem Premiumanspruch angemessen ist eine Vielzahl von Spielereien, die man sich gegen Aufpreis gönnen kann, wir nennen die Sitzbelüftung, das Luftpaket mit Ionisierung und Beduftung in acht verschiedenen Aromen, die Gestiksteuerung, die noch immer auf ihre Brauchbarkeit wartet, und den Display-Schlüssel mit dem die Nerds zu Hause nachschauen können, ob eh noch genug Benzin im Tank ist. Die Motorenpalette setzt sich aus Verbrennern zusammen: zwei Benzinern und zwei Dieseln in diversen Aufbereitungen bis hinaus zu den M-Performance-Varianten, von denen der M40i die X4-Spitze darstellt: 360 PS, null auf hundert in 4,8 Sekunden.
Nicht viel weniger kann der M40d. Der Dreiliter-Motor mit sechs Zylindern folgt seine Kraft mit seidiger Glätte aus, der Schub kommt nachdrücklich, aber ohne Aufregung. Das M-Fahrwerk ermöglicht auch schnelle Richtungswechsel ohne Wanken, eine Fähigkeit, die man insgesamt mit einer gewissen Abrollhärte bezahlt. Die den Wald in zahlreichen Kurven durchschneidende Straße durchs Transylvania County in North Carolina ist wie hingelegt für BMW-Testfahrten.
Der X4 reklamiert ausgewogenes Handling durch Gewichtsverteilung vorne zu hinten von 50 zu 50. Gut halten die Sitze, angenehm greift sich das dicke Lenkrad, und weil der Belag einigermaßen glatt ist, pendelt man gelassen dahin, auch schnell. Fahrdynamisch gesehen erfüllt der M40d den Markenclaim von der Freude am Fahren. Volumensmodell wird freilich der 20d sein, auch dieser mit seinen 190 PS stolz motorisiert. Der stand bei den ersten Testfahrten noch nicht zur Disposition, man kann sich aber durchaus ähnlich freudvolle Fahrerlebnisse erwarten.
SHORTCUT Was wir mögen Die Fahrdynamik und gesamthafte Perfektion. Was uns fehlt Haltegriffe. Und zwar vier. Was uns überrascht Das Heckdesign. Perfekt, wenn … man schon einen X4 hatte. Die Konkurrenz Audi Q4, aber den gibt’s ja nicht. Sonst der Mercedes GLC Coupé. Eventuell DS7 Crossback.
Eine Marke bleibt sich treu: Alles da, was wir seit Jahren von BMW kennen, nur das Lenkrad wird immer dicker. Die Menschen auch. Darum bekommen sie hinten genug Platz zum Sitzen. Die Fondsitzlehne kann das 40 : 20 : 40-Umlegeballett.
Schon die Grundausstattung des X4 ist nicht unfair in ihrer Fülle, sollte sie auch nicht sein bei einem Einstieg jenseits der 50.000 Euro. Für die besseren Assistenzsysteme muss man draufzahlen. Wir finden das Übliche in dieser Klasse, der Lenk- und Spurführungsassistent funktioniert auch noch bei 210 km/h. Im Zusammenwirken mit dem adaptiven Tempomaten ist das erreicht, was derzeit in der Öffentlichkeit an autonomem Fahren realisierbar ist. Einen neuen Höhepunkt erreicht die Konnektivität. „BMW Connected“ vernetzt das Auto über eine mobile Cloud-Plattform mit Handys, Smartwatches, mit Amazon Alexa und Google Home.
Wer Opfer eines digitalen Lebensstils geworden ist, findet im X4 einen Betreuer, sozusagen. Und gemeinsam findet man neue Opfer, zum Beispiel durch Teilen der aktuellen Fahrposition via SMS und Live-Link. Aber auch Sinnvolles gibt es, etwa stellt die Funktion Microsoft Office 365 eine sichere Serveranbindung für den Austausch von Mails, Kontaktdaten oder Kalendereinträgen zur Verfügung. Soviel zum Bürokram. Hinzuzufügen wäre noch, dass, je mehr Funktionen und Informationen in einem Auto abrufbar sind, desto mehr man den iDrive-Drehdrückregler schätzen lernt.
Dieses System ist vor allem beim Fahren besser als jeder Touchscreen, und auf es zu verzichten, wie das Audi gerade tut, ist nicht so zu begrüßen. Der X4 trifft eben bei den Händlern ein, die M-Performance-Varianten kommen etwas später im Sommer. Schon demnächst wird sich die Gelegenheit ergeben, eine etwas publikumsbreitere Motorisierung zu testen. Wir halten Sie auf dem Laufenden, und wenn sie einmal umblättern finden Sie die wichtigsten Infos zu den Autos, die BMW demnächst ausrollt.
DATEN BMW X4
Antrieb Zwei Otto- und zwei Dieselmotorenin diversen Leistungsstufen.Achtgangautomatik und Allrad inallen Varianten.
X4 xDrive 20i ab € 54.450,–1998 ccm, 135 kW (184 PS),290 Nm, 0–100 in 8,3 sec, Spitze215 km/h, CO2 168 g/km,Normverbrauch 7,3 l/100 km.
X4 xDrive 30i ab € 64.000,–1998 ccm, 185 kW (252 PS),350 Nm, 0–100 in 6,3 sec, Spitze240 km/h, CO2 168 g/km,Normverbrauch 7,3 l/100 km.
X4 M40i ab € 82.350,–2998 ccm, 265 kW (360 PS),500 Nm, 0–100 in 4,8 sec, Spitze250 km/h, CO2 213 g/km,Normverbrauch 9,2 l/100 km.
X4 xDrive 20d ab € 55.950,–1995 ccm, 140 kW (190 PS),400 Nm, 0–100 in 8,0 sec, Spitze213 km/h, CO2 149 g/km,Normverbrauch 5,6 l/100 km.
X4 xDrive 25d ab € 59.350,–1995 ccm, 170 kW (231 PS),500 Nm, 0–100 in 6,8 sec, Spitze230 km/h, CO2 149 g/km,Normverbrauch 5,7 l/100 km.
X4 xDrive 30d ab € 67.450,–2993 ccm, 195 kW (265 PS),620 Nm, 0–100 in 5,8 sec, Spitze240 km/h, CO2 163 g/km,Normverbrauch 6,2 l/100 km.
X4 M40d ab € 80.200,–2993 ccm, 240 kW (326 PS),680 Nm, 0–100 in 4,9 sec, Spitze250 km/h, CO2 173 g/km,Normverbrauch 6,6 l/100 km.
Dimensionen 5 Sitze, L/B/H4752/1918/1621 mm, Radstand2864 mm, Tank 60–68 l, Kofferraumbis 525–1430 l.
Gewicht ab 1720 kg
Ausstattung (alle Varianten): Aufmerksamkeitsassistent,LED-Heckleuchten,Fernlichtassistent, Regensensor,Fahrerlebnisschalter, Tempomat,Einparkhilfe, Klimaautomatik,persönliches Fahrerprofil, automatischeHeckklappe, 5,7”-Farbdisplay,Bordcomputer, Radio BMW Professionaletc.
Extras (auf Basis 20d mit 10 %NoVA): Metallic € 988,–, Abholung inder BMW-Welt München € 943,–,adaptive LED-Scheinwerfer € 546,–,adaptiver Tempomat € 1.300,–, DrivingAssistant (Spurverlassenswarnung,Spurwechselwarnung, Auffahr-und Personenwarnung mitCity-Bremsfunktion) € 975,–, elektr.Sitzverstellung vorne € 1.313,–, Head-up-Display € 1.079,–, Navigationssystem ab € 1.476,– etc.
