Hier die abermalige gelungene Infragestellung des klassischen SUV-Schnittmusters unter Zuhilfenahme der Coupé-Form.
Ohne Rucksack auf den Berg
2018 BMW X4 xDRIVE 20d
Nach vier Jahren Bauzeit würde man vielleicht erwarten, dass ein paar Behübschungen stattfinden. Aber einigen Daten nach zu urteilen, dürfte der Eingriff beim Update doch bedeutender gewesen sein, zumal der Wagen größer geworden ist, und zwar gar nicht unbedeutend, das Gewicht dabei aber gesunken – man spricht von bis zu 50 kg je nach Motorvariante. Damit Sie gleich (zu ihrem alten X4) in die Garage gehen können zum Nachmessen, denn es könnte eng werden: Länge plus 81 Millimeter, macht jetzt 4752, Breite plus 37 Millimeter.
Aber keine Panik, höher ist er eh nicht geworden, man betont sogar die etwas flacher verlaufende Dachlinie (3 mm). Steht der X4 neben einem preisgünstigeren Konkurrenten, sehen wir, dass die Coupé-Form bereits auf normale SUVs abgefärbt hat, weil auch deren Heck in der Regel etwas harmonischer ausläuft als früher (dafür spart man sich dort die Coupé-Variante). Bei BMW bleibt aber unverrückbar: steiles Heck im X3 und fließende Linien in seinem Abkömmling, dem X4, dafür 170 Liter weniger Kofferraum. Die Klientel ist wählerisch und hat auch das Geld dafür.
Kurz noch denkt man in diesem Moment darüber nach, wie schräg man das Auftreten des erstens SUVCoupés X6 damals empfand. Und jetzt haben wir uns einfach daran gewöhnt und finden das schon recht okay, dass man nicht gleich einen Rucksack mitnehmen muss, wenn man beim Einsteigen gerne höher hinaufsteigt. Mehr noch, als dass man es nachmessen kann, empfindet man subjektiv den Zuwachs an Größe.
SHORTCUT
Was wir mögen
Die Stabilität aller Strukturen im Einklang mit Dynamik und Laufruhe.
Was uns fehlt
Sagen wir so: Die Gestiksteuerung hat uns gerade noch gefehlt.
Was uns überrascht
Dass das Auto schon nach vier Jahren so gründlich überarbeitet wurde.
Perfekt, wenn …
… man im Leben Platz genug für ein großes Auto hat.
Die Konkurrenz
Die Schönen: Alfa Romeo Stelvio, DS7 Crossback, Infinity Q70, Jaguar F-Pace, Lexus RX, Mercedes GLC Coupé.
Mit ein paar Zentimetern hat er nun den Sprung zum richtig großen Auto geschafft, sowohl im Herrschaftsgefühl als auch im Verkehrsgewühl, das dich einigermaßen fordert, um den Entgegenkommenden höflich Platz zu lassen – oder macht man das mit solchen Autos nicht? –, ohne dabei rechts eine der sündteuren 20-Zoll-Felgen anzuschrammen.
Ein bisschen entspannt sich die Situation durch den Spurhalteassistenten, der aber das Lenkgefühl beeinträchtigt. Man möchte so manchen der elektronischen Helfer eigentlich deaktivieren, lässt das dann aber bleiben – man kann ja nie wissen. Ein Dilemma: Wir kriegen für viel Geld immer mehr komforterhöhende Spaßverderber ins Auto, nehmen sie aber dann doch lieber an, weil sie statistisch die Sicherheit verbessern.
Das ganze Spektrum an Bedienmöglichkeiten wurde überarbeitet. BMW macht das wirklich sehr gut, die Mensch-Maschine Schnittstelle ist vielleicht nicht so futuristisch wie anderswo, dafür lässt sich der Wagen noch immer per Dreh-und-Drück bedienen, ohne auf den Bildschirm zu tappen, und das wollen wir noch länger so haben, allermindestens, bis die Sprach- und Gestensteuerung klaglos funktioniert, und das kann noch dauern. Der Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit 190 PS ist eine Einstiegsmotorisierung (gemeinsam mit dem Benziner mit 184 PS), was aber keinerlei Entbehrungen impliziert.
Der Wagen verfährt mit dem Eigengewicht von rund 1,8 Tonnen sehr geschmeidig und leichtfüßig. Die Laufkultur ist in allen Phasen erstklassig, da bleibt nur mehr wenig Spielraum, jedenfalls keine Notwendigkeit, eine Variante mit mehr Leistung oder gar mehr Zylindern einzufordern. Sagen wir es so: Das Fenster, in dem man sich mehr Schmalz wünschen würde, ist recht klein.
Von Ehrgeiz gezeichnet. Die Mensch-Maschine- Schnittstelle ist okay, der Dreh-und-Drück-Regler geblieben, das hochgesetzte Display spielt einen Thriller beim Einparken. Hinten sitzt man aufrecht, der Kofferraum ist naturgemäß kleiner als im X3, aber sauber geordnet. Das Heck ist so gelungen wie selten bei einem SUV.
Das beim X4 grundsätzlich serienmäßige M-Sportfahrwerk bietet erwartungsgemäße Verbindlichkeit und Bodenhaftung bei kaum spürbarer Seitenneigung. Der Spagat zwischen Federungskomfort, Straffheit und guter Spurführung ist vorbildhaft, bis in die Tiefgarage hinein, wo sich der Wagen spielerisch millimetergenau dirigieren lässt. Die Begleitmusik durch Piepstöne und die schwindelerregenden Bilder des Surround- Views beeindrucken im ersten Moment gleichermaßen, wie sie dann gewaltig nerven. Aber das müssen Sie eh nicht nehmen, damit können Sie immerhin einen guten Tausender sparen.
DATEN BMW X4 xDrive 2,0d
Preis Testwagen € 83.958,– (NoVA 11 %)
Basispreis € 55.850,–Steuer jährlich € 919,44
Motor, Antrieb Vierzylinder-DITurbodiesel, 1995 ccm, 8-Gang-Automatik, Allradantrieb.
Leistung/Drehmoment 140 kW(190 PS)/4000/min, 400 Nm/ 1750–2500/min.
Fahrleistungen 0–100 km/h 8,0 sec, Spitze 213 km/h, Normverbrauch/
CO2 5,9/5,1/5,4 l/100 km/142 g/km. Testverbrauch 6,9 l/100 km.
Dimensionen 5 Sitze, L/B/H 4752/1918/1621 mm, Radstand 2864 mm, Tank 60 l, Kofferraum 525–1430 l. Reifen 245/45 R 20.
Gewichte Leergewicht 1740 kg, Zul. 640 kg, Anhängelast 2000 kg. Ausstattung LED-Heckleuchten, M-Sportfahrwerk, variable Sportlenkung, Tempomat, Einparkhilfe, 40 : 20 : 40-Rückbank, Sportlederlenkrad,
Klimaautomatik, Fehlbetankungsschutz, automatische Heckklappe,
Bordcomputer, iDrive-Controller, Radio Professional,
Stereolautsprecher.
Extras Österreich-Paket € 969,–, Business Paket Plus € 3.079,–, Wärme- Paket € 1.939,–, Komfort-Paket € 1.965,–, Audio-Paket € 825,–,20-Zoll-Alufelgen € 2.260,–, Panorama-
Glasdach € 1.651,–, Adaptive LED-Scheinwerfer € 550,–, Head-up- Display € 1.087,–.
