Gute Nachrichten für Jaguar-Fans, denen ein E-Type preislich zu abgehoben erscheint: Der XK8
Ikone E-Type oder günstiger XK8?
1970 Jaguar E Type 4.2
Wie vielen anderen Youngtimern mit ihren meist chromfreien, vom Windkanal geglätteten und gerundeten Karosserien sieht man dem Jaguar XK8 sein Alter kaum an. Begegnet einem das knapp 4,8 Meter lange Coupé im Straßenverkehr, kann man kaum glauben, dass die XK8Premiere beim Genfer Automobilsalon bereits vor 22 Jahren stattfand. Und damals wie heute ist der wohlproportionierte KomfortSportwagen mit seiner sanft geschwungenen Seitenlinie, dem langen FastbackDach und dezenten RetroElementen eine imposante Erscheinung.
Diese Designzitate stammen vom XK8VorVorgänger Jaguar EType, insbesondere der ovale Kühllufteinlass an der abgerundeten Wagenfront sowie das unten eingezogene Heck. Es lässt jedoch den XK8 immer etwas hochbeinig erscheinen – ebenfalls eine Reminiszenz an das große Vorbild EType, dessen Karosserie in ihrer Dramatik und Einzigartigkeit zu den ganz großen Entwürfen zählt. Wer jemals in den Genuss kam, beide Jaguar zu fahren, der entdeckt weitere ETypeAnklänge: Die nicht gerade klein geratenen Coupés enttäuschen ein wenig durch den beschwerlichen Einstieg und die intime Größe des Innenraums, wobei der XK8 im direkten Vergleich deutlich mehr Bewegungsfreiheit bietet.
Trotzdem muss man auch hier beim Einsteigen den Kopf stark einziehen, um nicht mit der Dachkante zu kollidieren. Schließlich gibt es bei beiden den guten alten Handbremshebel, dessen Arretierung durch gleichzeitiges Knopfdrücken und Anheben bis zum Anschlag aufgehoben wird. Das ist noch richtig oldschool. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.
Der mächtige Sechszylinder sitzt fast hinter der Vorderachse. Kompaktes Cockpit mit sieben Rundinstrumenten
Das mit Wurzelholz dekorierte Armaturenbrett des XK8 unterscheidet sich stark vom EType, dessen Pendant sich immer mit Aluminium oder schwarzem Kunstleder begnügen musste. Dafür fehlen im XK8 die nebeneinander aufgereihten Wipptasten, die an ein Sportflugzeug erinnern – ready for takeoff! Schließlich sind auch die Lenkräder im EType und im XK8 so verschieden wie der Supermarine Spitfire und ein Jumbo Jet. Immerhin gewährt beim Crash der aufgeblasene XK8-Airbag dem Fahrer eine sanfte Landung.
Ein Blick unter die Motorhaube zeigt weitere Unterschiede: Im XK8 ein moderner kompakter V8-Motor mit Benzineinspritzung und vier Ventilen je Brennraum, im E-Type ein mächtiger Reihensechszylinder, den drei Vergaser mit Brennstoffgemisch versorgen. Bei fast identischem Hubraum leisten die Motoren 284 DIN-PS und 265 SAE-PS. Entsprechend beeindruckend sind bei beiden Jaguar die fast identischen Fahrleistungen – wenn man sich mit den reinen Papierdaten begnügt.
Dauertempo 220 im E-Type?
Wer es nämlich tatsächlich in seinem JaguarCoupé mal eilig haben sollte, der ist mit dem XK8 eindeutig besser bedient. Auch weit jenseits der magischen 200-km/h-Grenze zieht dieser noch relativ leise, ausdauernd und völlig stressfrei seine Bahn. Ganz anders dagegen der 35 Jahre ältere E-Type, dessen Technik man dieses Tempo nur abschnittsweise zumuten sollte. Wohl auch dem Fahrer, der mit enormen Windgeräuschen, hohen Innenraumtemperaturen und langen Bremswegen kämpfen muss.
2005 Jaguar XK8
Dafür entschädigt der E-Type dank Schaltgetriebe, geringem Gewicht und drehmomentstarkem Motor mit einem fulminanten Antritt aus dem Drehzahlkeller. Und er lässt den Fahrer am Klicken und Klacken, Brummen und Jaulen der robusten Mechanik unmittelbar teilhaben, während sich der XK8 mit großem Erfolg darum bemüht, dies zu vertuschen.
Es ist genau so, als ob man „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar live in der Royal Albert Hall erlebt oder nur im Kofferradio hört. Trotzdem ergeben sich unterm Strich viele Gemeinsamkeiten. Ganz wichtig: Der XK8 ist eindeutig und auch für Nicht-Kenner als genuiner Jaguar mit E-Type-Genen zu identifizieren. Wer sich also für den EType begeistert und nicht mindestens 55 000 Euro ausgeben möchte, kann bedenkenlos zum XK8 greifen. Und wer bereits einen E-Type besitzt und ein kompatibles Alltagsauto sucht, sollte das Gleiche tun.
Viel mehr Komfort im XK8, den es nur mit Automatik gibt. Unter der Haube ein V8 anstelle des Sechszylinders
DATEN
JAGUAR E-TYPE 4.2 LITRE Eckdaten: Sechszylinder, dohc, 4235 cm3, 265 SAE-PS, 1265 kg, 240 km/h, 1964 bis 1970 Preis: 77 000 Euro (guter Zustand) Charakter: Der E-Type ist in seiner Radikalität ein verkappter Rennwagen: enges Cockpit, viel Power, aber komfortables Fahrwerk
JAGUAR XK8 Eckdaten: V8-Motor, dohc, 3996 cm3, 284 PS, 1615 kg, 250 km/h, 1996 bis 2005 Preis: 15 000 Euro (guter Zustand) Charakter: Luxuriöser Gran Turismo, sehr gute Alltagseigenschaften. Trotz V8-Motor mit unverkennbarem Briten-Appeal