1968 Ford P7 20 M TS 2300 S VS 1967 Opel Rekord C 1700 S

2018 Christoph Gabler & Drive-M

Mit dem Opel Rekord C 1700 S Cabriolet von Rüsselsheim zum Vergleich mit einem Ford P7  20 M TS 2300 S Cabriolet ins verregnete Köln – dorthin, wo die beiden Mittelklasse-Limousinen von der Firma Karl Deutsch GmbH einstmals in Cabriolets verwandelt wurden.


Kölsche Jungs


Ford P7 20 M Ts 2300 S Vs Opel Rekord C 1700 S

 

Ford P7 20 M Ts 2300 S VS Opel Rekord C 1700 S


Schietwetter – ein trist-grau verhangener Himmel mit Wolken, die ihr Wasser nicht mehr halten können und Köln in eine überdimensionale KaltwasserDuschkabine verwandeln: Das sind ideale Wetterbedingungen, um die vom Kölner Karosseriebauer Deutsch gebauten KlappdachViersitzer der P7-Baureihe von Ford und der Rekord-C-Baureihe von Opel zu vergleichen – und sie sogar zu genießen. Cabrio plus Regenwetter gleich Genuss?

Jawohl: Es ist ein Paradoxon, das bei genauerer Betrachtung auf eine höhere Wahrheit hinweist. Die Auflösung dieses scheinbaren Widerspruchs beginnt kurz nach dem Start in Rüsselsheim mit dem von Opel Classic zur Verfügung gestellten Rekord C mit 75 PS starkem 1,7-Liter-Vierzylinder aus dem Jahr 1967. Er ist einer der rund 50 Exemplare, die von Deutsch zum Cabriolet veredelt wurden

FORD P7 20 M TS 2300 S DEUTSCH-CABRIO Eckdaten: V6-Motor, ohv, 2293 cm3, 108 PS, ca. 1200 kg, 170 km/h, 1967 bis 1968 Preis: keine Angabe möglich, da vermutlich nur noch sieben Exemplare existieren Charakter: Limousine der damals gehobenen Mittelklasse, als Cabrio-Version von Deutsch seltener als die meisten Ferrari

.OPEL REKORD C 1700 S DEUTSCH-CABRIO Eckdaten: Reihenvierzylinder, ohv, 1698 cm3, 75 PS, ca. 1200 kg, 152 km/h, 1967 bis 1971 Preis: keine Angabe möglich, da vermutlich nur noch zwölf Exemplare existieren Charakter: siehe oben. Schade, dass nur so wenige gebaut wurden und noch weniger überlebt haben

Camping-Romantik mit Stoffdach

Auf der Fahrt nach Köln regnet es in Strömen – und gerade bei starkem Regen fühlt man sich auf einen Campingplatz der späten 60er-Jahre versetzt. Damals, zur Bauzeit der beiden Deutsch-Cabriolets, boten die vorzugsweise ockergelben Baumwollstoff-Zelte den Campern gerade dann eine besonders kuschelige Atmosphäre, wenn Regen auf die Stoffbahnen prasselte. Die Regenschauer auf die ungepolsterte Stoffkappe des Rüsselsheim-Kölner Autos versetzt die Passagiere in genau jene eigenartige Romantikstimmung vergangener Campingtage – wie auch die des Ford Cabriolets mit nahezu identischer Dachkonstruktion.

Während der mehrstündigen Fahrt nach Köln dringt kein Tropfen Wasser in den Innenraum. Jörg Schreiber, der seinen Ford 20 M TS 2300 S mit 108 PS starkem Zweiliter-V6 für unseren Vergleich zur Verfügung stellte, kann das auch für seinen Wagen bestätigen: „Allen Unkenrufen über mangelnde Fertigungsqualität der Firma Deutsch in den letzten Jahren ihrer Cabrio-Fertigung bis 1972 muss ich widersprechen: Auch das Dach meines Ford ist über jede Kritik erhaben, und geschlossen gibt das Cabrio ein harmonisches Bild ab.“ Die weiteren Vorzüge der Deutsch-Dachkonstruktion offenbaren sich am Nachmittag.

Als es aufhört zu regnen, können die Dächer aufgeklappt werden – eine Sache von wenigen Sekunden. Zwei Hebel am Windschutzscheibenrahmen umgelegt, den Dachrahmen sanft nach hinten geschoben, und mit sanftem Druck verschwindet das Stoffdach vollständig im Verdeckkasten, sodass es im Gegensatz zu vielen moderneren Dachkonstruktionen kein Gebirge vor dem Kofferraumdeckel bildet. So kommen die klaren Linien der beiden Karosserien besonders eindrucksvoll zur Geltung.

Bei dem in einer Stückzahl von nur 17 gefertigten P7­Cabriolet fällt der Hüftknick der von 1967 bis 1968 gebauten ersten P7Modellreihe noch stärker ins Auge als bei der Limousinen­Version. Nicht jedem Zeitgenossen gefiel die mit Motorhaubenhutze, frei stehenden Stoßstangen und reichlich Zierrat am Kühlergrill gestaltete P7­Urversion wegen ihrer betont modischen Akzente, daher legte Ford bereits nach einem Jahr den schlichteren P7b aufs Band.

Jörg Schreiber indes schätzt gerade den P7 der ersten Serie besonders wegen seiner auffälligen Erscheinung. Der Rekord C hingegen besticht trotz – oder wegen – seiner amerikanisch inspirierten Coke­Bottle­Form mit rundem Hüftschwung durch seine eher zeitlose Eleganz und stilsichere Proportionen. Zwar schmückt auch er sich mit reichlich Chrom, trägt dabei jedoch nicht so dick auf. Obwohl eher zur Ford­Fraktion zählend, zollt 


Ford P7 20 M Ts 2300 S Vs Opel Rekord C 1700 S

 

Ford P7 20 M Ts 2300 S Vs Opel Rekord C 1700 S


Frischluft-Cruiser

Wunderdinge darf man hier wegen der simplen Fahrwerke mit hinteren Starrachsen (Opel jedoch mit vier Längs­ und einem Querlenker sowie Schraubenfedern, Ford lediglich mit Blattfedern) nicht erwarten: Die Straßenlage ist bei beiden Probanden mit den auf Wunsch erhältlichen Gürtelreifen ordentlich. Allerdings wirkt der Ford an der Hinterhand deutlich zappeliger. Pluspunkte sammelt dieser hingegen mit seinem durchzugskräftigen und laufruhigen V6, der den eher trägen und brummigen Rekord 1700 der Opel ­Classic­ Sammlung sowohl mit mehr Leistung wie auch geschmeidigerem Lauf deutlich in den Schatten stellt.

Da bleibt für den Opel nur der Trost, dass es ihn auch in stärkeren Motorvarianten bis hin zum Commodore­Sechszylinder gab. Trotz von Deutsch eingebauter Karosserieversteifungen – wie ein mit dem Kardantunnel verbundenes Vierkantrohr zwischen den A­Säulen, Vierkantrohren an den Schwellern und dem Verdeckkasten hinter den Rücksitzen – sind die Karosserien nicht so verwindungssteif wie die der Limousinen. Doch das sind Petitessen im Vergleich zu dem, was die beiden offenen Kölschen Jungs bieten: Deutsch hat aus den biederen Großserien­Limousinen in Handarbeit attraktive Frischluft­Cruiser gemacht, die beim sanften Dahingleiten für mehr als nur frische Luft sorgen. Sie verschaffen bei offenem Dach – auch in doppelter Bedeutung – unendliche Kopffreiheit.

FAZIT

Seitdem ich denken kann, bin ich eingefleischter Opel-Fan – und der Rekord C ist einer meiner „all time Favourites.“ Doch der Ford P7 imponierte mir bei der CabrioFahrt vor allem mit seinen Motorqualitäten. Nur mit seiner modischen Form konnte ich mich nicht so gut anfreunden. Schön, dass es Menschen wie Jörg Schreiber gibt, die davon begeistert sind. Hermann Ries.


DATEN UND FAKTEN Ford P7 20 M TS 2300 S Deutsch-Cabriolet, Baujahr 1968

MOTOR Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-V6-Motor (60 Grad), vorn längs, Bohrung x Hub 90 x 60,14 mm, Hubraum 2293 cm³, Leistung 108 PS bei 5100/min, max. Drehmoment 184 Nm bei 3000/min, Verdichtung 9,0 : 1, zwei Ventile je Brennraum, parallel hängend, betätigt über zentrale, von Novotex-Stirnrädern angetriebene Nockenwelle, Stoßstangen und Kipphebel,

Motorblock und Zylinderköpfe aus Grauguss, 4 Kurbelwellenlager, 1 Solex-Fallstrom-Doppel- vergaser 35

DDIST KRAFTÜBERTRAGUNG Einscheiben-Trockenkupplung, ViergangSchaltgetriebe

KAROSSERIE UND FAHRWERK Cabriolet mit zwei Türen und vier Sitzen, selbsttragende Ganzstahlkarosserie, vorn

Einzelradaufhän gung an McPherson-Federbeinen mit Stabilisator, hinten Starrachse mit Halb-Blattfedern, hydraulische Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten, Bremskraftverstärker, hydraulische Teleskopstoßdämpfer, Kugelumlauflenkung, Reifen 6.40-S13 MASSE UND GEWICHTE Radstand 2705 mm, Länge x Breite x Höhe 4735 x 1756 x ca.  1450 mm, Gewicht ca. 1200 kg 

FAHRLEISTUNGEN UND VERBRAUCH Vmax 170 km/h, Beschl. 0 bis 100 km/h in 13,2 s*, Verbrauch 13.5 l/100 km

BAUZEIT UND STÜCKZAHL 1967 bis 1968, insgesamt 17 DeutschCabriolets der Baureihe P7; Neupreis Limousine: 9645 Mark, Cabrio-Umbau: ca. 4000 Mark

DATEN UND FAKTEN Opel Rekord C 1700 S Deutsch-Cabriolet, Baujahr 1967

MOTOR Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, vorn längs, Bohrung x Hub 88 x 69,8 mm, Hubraum 1698 cm³, Leistung 75 PS bei 5200/min, max. Drehm. 127 Nm bei 2500/ min, Verdichtung 8,8 : 1, zwei Ventile je Brennraum, betätigt über kettengetriebene halbhohe Nockenwelle (cih), Stoßstangen undKipphebel, Block und Zylinderkopf aus Grauguss, 5 Kurbelwellenlager, Solex-Fallstrom-Vergaser 35

PDSIT-6 KRAFTÜBERTRAGUNG Einscheiben-Trockenkupplung, DreigangSchaltgetriebe, Vierganggetriebe auf Wunsch

KAROSSERIE UND FAHRWERK Selbsttragende Ganzstahlkarosserie, vorn Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern mit 

Schraubenfedern, Stabilisator, hinten Starrachse mit Längslenkern und Querlenker (Panhardstab), hydraulische Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten, Bremskraftverstärker, hydraulische Teleskopstoßdämpfer rundum, Kugelumlauflenkung, Reifen 6.40-S13 MASSE UND GEWICHTE Radstand 2668 mm, Länge x  Breite x Höhe 4550 x 1754 x ca. 1450 mm, Gewicht ca. 1200 kg

FAHRLEISTUNGEN UND VERBRAUCH Vmax 152 km/h, Beschl. 0 bis 100 km/h in 16,1 s*, Verbrauch 12,9 l/100 km

BAUZEIT UND STÜCKZAHL 1967 bis 1971, insgesamt rund 50 Deutsch-Cabriolets der Baureihe Rekord C

 

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